GiveDirectly: Aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse

Das Problem
Weltweit leben über 700 Millionen Menschen in extremer Armut, das bedeutet weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag zur Verfügung zu haben (Weltbank 2022).
Viele traditionelle Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) sind ineffizient, teuer und oft nicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet.
Häufig fließen Mittel in komplexe Verwaltungsapparate oder Projekte, die von politischen Interessen geleitet sind, statt den Betroffenen direkt zu helfen (Effektiv Spenden 2025).
Die Lösung: Bargeld direkt und bedingungslos
GiveDirectly verfolgt einen radikal einfachen Ansatz: Menschen in extremer Armut erhalten direkt und bedingungslos Geld.
Die Idee dahinter: Niemand kennt die eigenen Bedürfnisse besser als die Betroffenen selbst.
Die Organisation arbeitet in über 15 Ländern, darunter Kenia, Malawi, Uganda, Ruanda, die Demokratische Republik Kongo, Mosambik und die USA.
Seit der Gründung im Jahr 2009 hat GiveDirectly über 800 Millionen US-Dollar an mehr als 1,6 Millionen Menschen ausgezahlt (GiveDirectly About 2025).
Die Transfers erfolgen in der Regel über mobile Zahlungssysteme wie M-Pesa.
Falls nötig, stellt GiveDirectly den Empfängern ein Mobiltelefon zur Verfügung und zieht die Kosten vom Transferbetrag ab.
Die Verwaltungskosten sind niedrig: Je nach Programm fließen zwischen 85 % und 90 % der Spenden direkt an die Empfänger (GiveDirectly Operating Model 2025).
Aktuelle Programme und Innovationen
1. Armutsbekämpfung in Afrika
In Ländern wie Kenia, Malawi, Mosambik, Ruanda und Uganda erhalten Haushalte einmalige, bedingungslose Bargeldtransfers von etwa 1.000 US-Dollar.
Diese Mittel werden häufig für den Kauf von Nutzvieh, den Bau stabiler Dächer, Investitionen in Bildung oder den Aufbau kleiner Unternehmen verwendet.
Untersuchungen zeigen, dass diese Investitionen langfristige positive Effekte auf Einkommen, Gesundheit und Bildung haben (GiveWell 2024).
2. Hilfe bei Naturkatastrophen
Nach den Hurrikanen Helene und Milton im Jahr 2024 setzte GiveDirectly erstmals künstliche Intelligenz ein, um besonders betroffene und arme Gebiete in Florida und North Carolina zu identifizieren.
Über die App "Propel" wurden innerhalb weniger Stunden 1.000 US-Dollar an betroffene Haushalte ausgezahlt.
Diese schnelle und zielgerichtete Hilfe ermöglichte es den Betroffenen, selbstbestimmt über die Verwendung der Mittel zu entscheiden (GiveDirectly 2024).
3. Programme in den USA
In Chicago wurde das "Stability Investment for Family Housing" (SIFH) Pilotprogramm gestartet, bei dem obdachlose Familien einmalige Zahlungen von 9.500 US-Dollar erhielten.
Ziel ist es, die Auswirkungen auf Wohnsicherheit und psychisches Wohlbefinden zu untersuchen.
Eine weitere Studie in Georgia testet derzeit verschiedene Modelle eines garantierten Grundeinkommens für einkommensschwache Frauen (GiveDirectly USA 2024).
Wirkung und wissenschaftliche Bewertung
GiveDirectly gehört zu den am besten evaluierten Hilfsorganisationen weltweit.
Im November 2024 aktualisierte die Evaluierungsorganisation GiveWell ihre Einschätzung und stuft das Hauptprogramm von GiveDirectly nun als 3- bis 4-mal kosteneffektiver ein als zuvor angenommen.
Die positiven Effekte umfassen unter anderem:
- Verbesserte Ernährungssicherheit
- Höhere Investitionen in Bildung und Gesundheit
- Reduzierte Kindersterblichkeit
- Positive wirtschaftliche Spillover-Effekte in benachbarten Gemeinden (GiveWell 2024)
Zudem zeigen Studien, dass die Befürchtung, Empfänger könnten das Geld für Alkohol oder Drogen ausgeben, unbegründet ist.
Stattdessen investieren sie in lebensverbessernde Maßnahmen (Evans & Popova 2014).
Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen
Im Jahr 2024 wurden geplante US-Hilfsgelder in Höhe von 20 Millionen US-Dollar für Programme in Mosambik, Malawi, Marokko und der Demokratischen Republik Kongo gestrichen.
Diese Kürzungen gefährden die Unterstützung von rund 38.000 Familien.
GiveDirectly bemüht sich derzeit, durch private Spenden die Finanzierungslücke zu schließen (GiveDirectly Aidcuts 2024).
Fazit
GiveDirectly zeigt eindrucksvoll, wie direkte, bedingungslose Geldtransfers Armut effektiv und nachhaltig bekämpfen können.
Die Kombination aus Effizienz, Transparenz und wissenschaftlicher Fundierung macht die Organisation zu einem Vorreiter in der modernen Entwicklungszusammenarbeit.
In Zeiten globaler Herausforderungen bietet GiveDirectly eine pragmatische und menschenzentrierte Lösung, um Armut zu lindern und den Betroffenen echte Handlungsspielräume zu eröffnen.
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